Gastbeitrag von Matthias Franz & Laura Uffelmann
Im Januar herrschte reges Treiben am sogenannten Hohen Weg im Bereich der Reutwiesen im Naturschutzgebiet Schwarze Berge. Der Hohe Weg ist ein Verbindungsweg zwischen Stangenroth und dem Totnansberg im Besitz der Bayerischen Staatsforsten.
Dort waren tagelang Forstwirte und Auszubildende des Forstbetriebs Brückenau mit dem Entfernen von dichten Heckengehölzen zur Förderung seltener Vogelarten beschäftigt.
Was im ersten Moment wie ein Widerspruch und nach einem starken Eingriff in die Natur klingt, hat positive Auswirkungen für die bayernweit vom Aussterben bedrohten Wiesenbrüter. Dazu gehören beispielsweise Bekassine, Wiesenpieper oder das Braunkehlchen.
Wiesenbrüter benötigen offene Flächen zur Anlage ihrer Nester. Hecken können Sichtbarrieren darstellen, die den Vögeln den Zugang zu ansonsten geeigneten Brutplätzen einschränken. Durch die Pflege von Hecken wird ihr Lebensraum offener und zugänglicher.
Dadurch finden die Vögel leichter geeignete Nistplätze. Im vorliegenden Fall befinden sich die klassischen Wiesenbrüterlebensräume in den Gebieten Reutwiese und Oberer Dornsröder. Durch die Heckenpflege werden diese beiden Gebiete für die Wiesenbrüter wieder miteinander vernetzt.
Hecken und Gehölzinseln dienen oftmals als Rückzugsgebiete für die natürlichen Feinde (sogenannten Prädatoren) der Wiesenbrüter, wie Fuchs, Waschbär oder Marder. Auch von Greif- und Rabenvögeln werden sie gerne als Ansitzwarten genutzt.
Damit bieten Hecken für Raubtiere auch günstige Versteckmöglichkeiten, um sich unbemerkt an die Nester der Wiesenbrüter heranzuschleichen.
In offenen Landschaften jedoch haben Wiesenbrüter eine bessere Sicht auf ihre Umgebung. So können sie potenzielle Bedrohungen frühzeitig erkennen. Dies ist besonders wichtig während der Brutzeit, wenn die Vögel verletzlicher sind.
Die Maßnahme wurde eng zwischen den Bayerischen Staatsforsten, dem Naturpark Bayerische Rhön e. V. sowie der Höheren Naturschutzbehörde an der Regierung von Unterfranken und der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Bad Kissingen abgestimmt.
Von den Akteuren wird betont, dass wertvolle Gehölze nicht von den Fällungen betroffen waren und erhalten bleiben. Darunter fallen etwa Obstbäume.
„Neben dem Waldnaturschutz liegt uns auch die Verbesserung für Offenland und Bodenbrüter in diesem ganz sensiblen und ehemals zerschnittenen Bereich am Herzen“, führt die zuständige Revierleiterin Laura Uffelmann aus.
Sie freut sich über erste Insekten und andere Besucher an den ebenfalls neu angelegten Feuchtbiotopen und der entbuschten Fläche. Die Anlage einer kleinen Tümpelkette kommt auch den dort vorkommenden Amphibienarten zugute und verschafft beispielsweise der Bekassine geeignete Nahrungsflächen.
„Die Maßnahme wurde durch den Forstbetrieb Bad Brückenau vorbildlich umgesetzt. Es bleibt zu hoffen, dass dies von den Wiesenbrütern genauso gesehen wird und sich ihre Bestände im Naturschutzgebiet vermehren“, erklärt Matthias Franz, Biodiversitätsberater an der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises.
Abschließend wird von den Behördenvertretern betont, dass jegliche Heckenpflege oder Gehölzentfernungen im Offenland in den Naturschutzgebieten im Landkreis vorab mit der Unteren Naturschutzbehörde Bad Kissingen abgestimmt und genehmigt werden müssen.
Die Entfernung von Hecken kann nur dort Vorteile für die Wiesenbrüter haben, wo diese daneben auch einen geeigneten Lebensraum finden können.